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Wenn eine Krise neue Wege eröffnet

May 01, 2024

Lesezeit: 6 Min

Was tun, wenn plötzlich nichts mehr wie gewohnt läuft? Als im Juni die Rohöldestillationsanlage der Raffinerie Schwechat ausfällt und die Belieferung der OMV Kunden und Partner droht, unterbrochen zu werden, wird sofort ein Plan ausgearbeitet. Von Anfang an ist klar: Das gegenüber den Kunden gegebene Versprechen zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit muss eingehalten werden. Lesen Sie hier, welche logistischen Herausforderungen gelöst werden mussten und warum das Unmögliche manchmal tatsächlich möglich ist.

Der 3. Juni 2022 war ein Tag, den die Mitarbeiter der OMV Raffinerie Schwechat so schnell nicht vergessen werden. Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Sanierung der Raffinerie kam es bei der Wasserdruckprüfung vor der Wiederinbetriebnahme plötzlich zu Schäden an der Außenhülle einer Kolonne. Und es war nicht irgendeine Anlage, sondern die mit dem kryptischen Namen „RD4“ – ​​eine der größten Rohöldestillationskolonnen Europas und die Hauptkolonne der Rohöldestillationsanlage in Schwechat, mit der beispielsweise Kerosin, Diesel und Bitumen werden aus Rohöl hergestellt.

Was ab diesem Zeitpunkt alles in die Wege geleitet wurde, um den technischen Schaden schnellstmöglich zu beheben, können Sie hier nachlesen.

Doch was bedeutete das für die Versorgungssicherheit von Produkten aus Erdöl? „Von Anfang an war klar: Wir stehen zu unserem Kundenversprechen, die vertraglich vereinbarte Lieferung mit allen notwendigen Mitteln sicherzustellen“, sagte Michael Sattler. Er leitete die Task Force, die ab dem 3. Juni rund um die Uhr im Einsatz war, um genau das zu gewährleisten.

„Genauso wichtig wie die Reparatur der Anlage war es, so schnell wie möglich ein alternatives Versorgungssystem aufzubauen. Hierzu haben wir zunächst die Destillationskapazität einer kleineren Rohdestillationskolonne maximiert und so rund 20 % der bisherigen Produktionskapazität in Schwechat abgedeckt“, erklärt Michael Sattler. Hinzu kamen erhebliche logistische Herausforderungen, die es zu bewältigen galt, um die zweite Säule der Versorgung – Zukäufe bei anderen Raffinerien und Importe über den Seeweg – sicherzustellen.

Ein weiterer wichtiger Baustein zur Versorgungssicherung war, dass die OMV-Raffinerie in Schwechat mit denen in Burghausen/Deutschland und Petrobrazi/Rumänien vernetzt arbeitet. Beide lieferten ebenso wie die ADNOC-Raffinerie in Abu Dhabi zusätzliche Mengen an Rohstoffen zur Weiterverarbeitung nach Schwechat. Petrobrazi konnte auch einige der ungarischen, slowenischen und slowakischen Märkte mit Fertigprodukten beliefern.

Das Team kaufte weitere Mengen aus anderen Ländern und Märkten ein. Allerdings kam es im Sommer 2022 in verschiedenen anderen europäischen Raffinerien zu mehreren Vorfällen, die die Produktverfügbarkeit deutlich einschränkten. Schließlich trug die vorübergehende Freigabe staatlicher Treibstoffreserven durch die österreichische ELG GmbH sowie ungarischer und slowakischer Staatsreserven wesentlich zur Versorgungssicherung bei.

Diese Märkte befinden sich in Österreich selbst sowie in den Nachbarländern Tschechien, Ungarn, Slowenien und der Slowakei. Die OMV Raffinerie beliefert sie mit Standardprodukten wie zDiesel,HeizölUndBenzin.

Ein weiterer wichtiger Markt sind die österreichischen Flughäfen. Die OMV beliefert Salzburg, Graz und vor allem den Flughafen Wien mit Kerosin. Dass sich der Vorfall ausgerechnet zu Beginn der flugreichen Ferienzeit ereignete, machte die Arbeit des Teams nicht einfacher. „Die Unterstützung und Flexibilität unserer Kunden haben maßgeblich dazu beigetragen, dass dies alles möglich wurde“, sagt Michael Sattler. Im konkreten Fall der Fluggesellschaften kam beispielsweise das sogenannte „Tankering“ zum Einsatz: Die Fluggesellschaften tanken mehr an einem anderen Ziel und weniger am Standort Schwechat. Dadurch konnte die übliche Treibstoffmenge am Flughafen Schwechat massiv reduziert werden. Neben den Fluggesellschaften halfen auch Heizölkunden, indem sie sich bereit erklärten, ihre Lagerbestände erst später im Jahr wieder aufzufüllen.

Ein weiterer Markt, der im Sommer Hochsaison hat: Der Straßenbau mit seinem Bedarf an Bitumen für Straßenbeläge, das die Raffinerie an Kunden in Österreich, aber auch in die oben genannten umliegenden Märkte und sogar bis nach Serbien und Rumänien liefert.

„Und schließlich zählen auch diverse Kunden aus der Chemieindustrie zu den Abnehmern von Ethylen und Propylen aus der Raffinerie Schwechat“, ergänzt Michael Sattler.

„Die Sicherung zusätzlicher Mengen war nicht das einzige Problem“, sagt Michael Sattler, „die Gewährleistung der Logistik war eine noch größere Herausforderung.“ Obwohl die Gütertransportkapazitäten in Deutschland aufgrund eines intensiven Bauprogramms auf dem gesamten deutschen Schienennetz stark eingeschränkt waren, fanden auf europäischen Autobahnen umfangreiche Bauarbeiten statt und alternative Routen auf Flüssen waren aufgrund niedriger Wasserstände teilweise nicht möglich, so das Team weiter es geschafft, Lösungen zu finden.

Letztlich könnte ein Großteil der zusätzlichen Transporte auf der Schiene organisiert werden. „Im Hochsommer gelangten 180.000 Tonnen Fertigprodukte per Bahn nach Österreich. Normalerweise sind es 30.000 Tonnen“, sagt Michael Sattler. In der Spitzenzeit im Juli und August überquerten jeden Monat mehr als 100 Züge die deutsche Grenze – was viele bislang logistisch für unmöglich gehalten hatten.

Zudem waren doppelt so viele Binnenschiffe – schwimmende Schiffscontainer – im Einsatz. „Insgesamt haben wir mehr als 20 verschiedene Quellen für Produktkäufe gefunden. Aus ganz Europa kamen Züge und Schiffe an. Von Bremen in Norddeutschland bis nach Holland, von Constanta in Rumänien am Schwarzen Meer bis nach Italien und in die Schweiz.“ Um die angelieferten Mengen ordnungsgemäß verteilen zu können, mussten in den Raffinerien in Schwechat und Burghausen technische und organisatorische Änderungen vorgenommen werden sowie in den Tanklagern in Lobau, St.Valentin, Graz und Feldkirchen. Die Logistikteams vor Ort waren rund um die Uhr im Einsatz – in diesem Fall nur zum Entladen, nicht wie sonst üblich auch zum Beladen.

Nachdem die Rohöldestillationsanlage der OMV Raffinerie Schwechat seit Anfang Oktober wieder auf Hochtouren läuft, hat sich die Situation endlich entspannt. Das alternative Versorgungssystem wird dennoch noch einige Zeit weiterlaufen, um die Lagertanks wieder aufzufüllen und die Treibstoffreserven des Landes zurückzugeben. Und so zieht Michael Sattler ein Resümee dieses Sommers mit einigen Hürden und Herausforderungen: „Voller Einsatz des OMV-Teams, Unterstützung von.“ Liefer- und Logistikpartner, Spediteure, Kunden, Behörden und Politik – und schließlich das OMV-eigene Netzwerk – all dies hat es möglich gemacht: Ein alternatives Versorgungssystem zu etablieren, mit dem wir unser Kundenversprechen einlösen konnten, nämlich volle Versorgungssicherheit für unsere Partner und Kunden, auch in Krisenzeiten.“

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